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Karbener SPD-Seniorinnen und -Senioren reden über Frauenrechte

Karbener SPD-Seniorinnen und -Senioren reden über Frauenrechte

Internationaler Frauentag

Karbener SPD-Seniorinnen und -Senioren reden über Frauenrechte

„Raus aus dem Korsett“ – unter dieser etwas provokanten Überschrift hatten die Karbener SPD-Senioren der AG 60plus zu ihrem März-Treffen eingeladen, um sich einmal mit den Besonderheiten der Frauenrechtsbewegung insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auseinanderzusetzen.

Einen Tag nach dem am 8. März weltweit begangenen Internationalen Frauentag hatten sich die Verantwortlichen mit der in der Region bekannten Schauspielerin Monica Keichel aus Friedberg fachliche Unterstützung geholt. In ihrem spannenden, mit vielen zeitgemäßen Zitaten geschmückten Vortrag wurden viele Details aufgezählt, die Aufschluss darüber gaben, wie schwierig es die wenigen zu jener Zeit engagierten Frauen hatten, sich überhaupt erst einmal Gehör zu verschaffen.

Damals galt die Devise: die Frau gehört ins Haus und der Mann regelt alles außerhalb des Hauses! Erschwerend hinzu kam auch noch der große damalige Frauenüberschuss in der deutschen Bevölkerung, der u.a. dazu führte, dass viele Frauen überhaupt keinen Mann fanden und daher zeitlebens auf sich allein gestellt waren. Erst mit Gründung des „Allgemeinen Deutschen Frauenvereins“ (ADV) im Oktober 1865 in Leipzig durch die Schriftstellerin Luise Otto-Peters bekam das Ganze Struktur und Bewegung. In den nachfolgenden 50 Jahren, bis zum Beginn des 1. Weltkriegs in 1914, wuchs die deutsche Frauenbewegung aus ihren kleinen Anfängen zu einer bedeutenden gesellschaftlichen Kraft heran. Viele Einzelkämpferinnen, mit zum Teil recht unterschiedlichen Beweggründen und unterstützender Gruppierungen, waren Eckpfeiler auf diesem dornenreichen Weg. Dazu zählten, neben der bereits erwähnten Luise Otto-Peters, die Schriftstellerin und frühe Feminismus-Vordenkerin Hedwig Dohm, die Lehrerin und Politikerin Helene Lange, die Pazifistin und spätere erste deutsche promovierte Juristin Anita Augspurg, die Frauenrechtlerin Marianne Weber und später auch die Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung Rosa Luxemburg. - Interessant zu hören war auch, dass die beiden großen Kirchen sich lange gegen eine Gleichstellung der Frau gewehrt hatten und dass in den Anfangsjahren der Frauenrechtsbewegung die sozialistischen, also mehr politisch orientierten Frauenverbände nicht in den ADV aufgenommen wurden.

Von der Forderung nach Gleichberechtigung in Ehe, Gesellschaft und Beruf spannte sich ein weiter Bogen bis zum Kampf für das allgemeine Frauenwahlrecht, das schließlich nach dem Aufruf des Rates der Volksbeauftragten am 12. November 1918 noch im gleichen Monat ins Reichswahlgesetz aufgenommen wurde. So konnten im Januar 1919 bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung die Frauen erstmals das aktive und das passive Wahlrecht ausüben.

Aufschlussreich war zum Ende der Veranstaltung die Feststellung, dass die Ziele der damaligen Frauenrechtsbewegung mit denen der Frauen von heute nahezu übereinstimmen und dass das heute Erreichte ohne das Wirken der vielen Einzelkämpferinnen aus dem 19. Jahrhundert nicht möglich geworden wäre.