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Früh über das Wohnen im Alter nachdenken!

Früh über das Wohnen im Alter nachdenken!

Interessante aber auch überraschende Erkenntnisse

Früh über das Wohnen im Alter nachdenken!

SPD-Talkrunde mit zwei Expertinnen zum Thema altersgerechtes Wohnen vermittelte viele interessante aber auch überraschende Erkenntnisse.

SPD-Talk 23.08.2012


Die SPD in Karben hatte für Donnerstag den 23. August zu einer Talkrunde mit dem Titel „Altersgerechtes Wohnen – Zuhause bleiben? / In neue Wohnformen ziehen?“ nach Kloppenheim in die Ratsschänke eingeladen. SPD-Mitglied und Moderator Harald Ruhl befragte Frau Andrea Jädike, Seniorenberaterin vom ASB, sowie Frau Helene Rettenbach, Fachberaterin für neue Wohnformen aus Wiesbaden zum Thema. Die beiden Expertinnen konnten aus vielen Projekten und jahrelanger Erfahrung ihr Wissen den Zuhörern weitergeben.



Frau Rettenbach gab gleich zu Anfang einen Überblick über die Möglichkeiten sogenannter neuer Wohnformen für ältere Menschen von Gemeinschaftswohnprojekten über Mehrgenerationenhäuser und machte deutlich, dass es zukünftig aufgrund der demografischen Entwicklung nicht ohne neue Wohnformen oder zumindest ohne zusätzliche technische Hilfsmittel möglich ist selbstbestimmt leben zu können. „Das Idealbild der Mehrgenerationenfamilie, die in einem Haus lebt und sich gegenseitig Hilfe geben kann, gibt es schon heute kaum noch und wird es in Zukunft erst recht nicht mehr geben“ sagte sie.



Frau Jädike macht klar, dass man früh auch an Krisenzeiten denken muss. „Ist meine Wohnung barrierefrei, wenn ich gezwungen bin, mich mit dem Rollstuhl zu bewegen oder welcher Aufwand ist erforderlich, wenn ich meine Wohnung umbauen muss.“ Die wenigsten Menschen machen sich darüber Gedanken, selbst Ältere haben dafür häufig wenig Sensibilität, solange sie noch gesund sind. Dies ist jedoch ein großer Fehler sind sich die Expertinnen einig. Trifft mich im Alter ein Schlaganfall oder eine sonstige gesundheitliche Beeinträchtigung ist es häufig zu spät für einen Wohnungsumbau oder einen geplanten Umzug in eine Wohngemeinschaft. Die Folge ist der erzwungene Umzug in eine Pflegeeinrichtung.



Wann also mit der Planung für ein altersgerechtes Wohnen beginnen? Frau Rettenbach ernüchterte die Zuhörer mit der Information, dass gemeinschaftliche Wohnprojekte von der Planung bis zum Einzug nicht selten 5 Jahre benötigen. „Wer sich so eine Wohnform vorstellen kann, sollte bereits im Alter von 60 Jahren in ein Projekt einsteigen“.  Nicht viel anders verhält es sich, wenn man das eigene Zuhause barrierefrei gestalten will. „Häufigstes Problem in Bestandswohnungen sind die Bäder. Wer also einen Umbau plant, sollte unbedingt grundsätzliche Vorkehrungen für Barrierefreiheit treffen“ so Frau Jädike. „Vielfach besteht die Vorstellung, dass barrierefreies Bauen immer mit höheren Kosten verbunden ist, das ist nicht unbedingt der Fall“  Das wichtigste ist die Planung, so kostet es z.B. nicht mehr Geld, die Lichtschalter in eine Höhe zu setzen, so dass sie auch für Rollstuhlfahrer erreichbar sind.



„Was macht man, wenn man nicht Eigentümer einer Wohnung ist und sich der Vermieter gegen einen Umbau sperrt?“ fragt Harald Ruhl. Frau Jädike erläutert, dass es einen gesetzlichen Anspruch gibt, seine Wohnung barrierefrei umbauen zu dürfen. Allerdings kann der Vermieter verlangen, dass die Wohnung nach Auszug wieder zurück gebaut werden muss. Das findet Frau Rettenbach falsch, weil nach ihrer Meinung eine Wohnung durch den Umbau eine Wertsteigerung erfährt.



Betreutes Wohnen war ein weiteres Thema in der Diskussion. Frau Jädike stellte dar, dass dieser Begriff nicht geschützt ist und leider sehr viel Missbrauch damit betrieben wird. Für betreutes Wohnen zuhause bieten Dienstleister einen Katalog mit Leistungen an, aus denen man wählen kann und dies dann entsprechend zu zahlen hat. Anders bei Wohnformen, die von öffentlichen oder privatwirtschaftlichen Institutionen angeboten werden. Da sind Leistungen teilweise mit der Miete gebündelt und so schlecht bewertbar, hier ist unter Umständen Vorsicht geboten. Kritisch geht Frau Rettenbach mit ehrenamtlichen Angeboten ins Gericht und überrascht damit die Zuhörer erneut. „Langfristig ist ein Modell mit ehrenamtlichen Helfern nicht haltbar. „Zukünftig sind Menschen, die aus dem Erwerbsleben austreten auf Geldleistungen angewiesen und können Ihre Leistungen nicht mehr ehrenamtlich zur Verfügung stellen.“ so Rettenbach.



Abschließend wurde diskutiert, welche Infrastrukturen eine Kommune schaffen muss, damit seniorengerechte Wohnformen unterstützt werden. Frau Jädike verdeutlichte, wie wichtig es ist, dass die Bürgerinnen und Bürger entsprechende Ansprechpartner kennen und das hierfür die Kommune eine Informationsplattform vorhalten sollte. Frau Rettenbach berichtete aus ihren Projekten in Kommunen, die so genannte Quartierskonzepte entwickelt haben. Dabei geht es darum, in einer räumlich begrenzten Nähe alle erforderlichen Dienstleister, die für eine altengerechte Versorgung erforderlich sind, im Umfeld anzusiedeln und dafür zu werben und diese zu fördern. Dazu gehören neben Gesundheitseinrichtungen, Hol- und Bring-Dienste, öffentlicher Nahverkehr und vieles mehr.